Lieber Herr Cramer, liebes bürgerliches Fünferticket

Wir fragen uns schon länger, wie Sie es mit dem Klima und der Demokratie so haben. Ist Ihnen die Dringlichkeit bewusst, mit der wir unsere CO2- Emissionen reduzieren müssen? Ist Ihnen klar, welche Auswirkungen auf uns zukommen, wenn wir es nicht tun? Werden Sie den Volksentscheid respektieren, der vor zwei Jahren mit grosser Mehrheit beschlossen wurde? 

Vor Ihrer Wahl haben Sie zwar gesagt, dass die Klimaziele auf einem klaren Volksentscheid beruhen und Sie liefern werden. Seitdem ist aber nichts passiert. Klimamassnahmen, die schon lange veröffentlicht werden sollten, verzögern sich Woche für Woche. Somit wird das Zeitfenster für ihre Umsetzung kleiner und kleiner. Das einzige, was Sie nach 100 Tagen im Amt zum Thema Klima beschlossen haben, ist die Überprüfung der Arbeit der Klimafachstelle.

Vielleicht kurz zur Erinnerung: Die Klimakrise verschärft sich Tag für Tag. Die Welt ist kurz davor, die 1.5-Grad-Grenze zu überschreiten – damit wäre das Pariser Klimaziel teilweise gescheitert. Das Fenster, in dem wir mit ambitioniertem Klimaschutz die schlimmsten Auswirkungen verhindern könnten, schliesst sich. Wir betreten einen globalen Hochrisikobereich, in dem wir nicht wissen, wann genau wir irreversible Klima-Kipppunkte überschreiten. Wir laufen blind durch ein Minenfeld – obwohl der wissenschaftliche Konsens uns seit Jahren eindringlich warnt. Auch wir in Basel tragen Verantwortung dafür, dass wir viel zu spät dran sind. Unser Kanton ist zwar ambitionierter als viele andere, aber immer noch ungenügend. Die schnellste Schnecke unter Schnecken zu sein, ist noch lange keine Heldentat. 

Vielleicht eine zweite kurze Erinnerung: Die grosse Aufgabe der Politiker*innen unserer Zeit ist es, der Bevölkerung die Ausgangslage und die Notwendigkeit rascher Emissionssenkungen zu vermitteln und entsprechend zu handeln. Die Bevölkerung von Basel hat sich schon ausdrücklich für Netto-Null bis 2037 ausgesprochen. Sie hat sich sogar dafür ausgesprochen, das Ziel schon 2030 zu erreichen, was zu zusätzlicher Geschwindigkeit verpflichtet. Alles, was es jetzt noch braucht, ist eine Regierung, die den Volksentscheid ernst nimmt und loslegt. 

Wenn Sie nun im Wahlkampf von einem “Realitätscheck” sprechen, wenn Sie laut darüber nachdenken, ob man die Klimaziele nicht auch ein paar Jahre später erreichen könnte, ist das nicht nur eine Missachtung des Volkswillens. Es ist ein Schlag ins Gesicht all derer Menschen, die sich seit Jahren für konsequenzen Klimaschutz einsetzen. Und all derer, die schon jetzt unter den Auswirkungen der Klimakrise leiden. Welche Realität wollen Sie auschecken? Die der Klimakrise? Die des Abstimmungsresultates von vor zwei Jahren? Oder eine, die Sie sich nun selbst kreieren? Das einzig realistische und zukunftsfähige ist, das Klima konsequent zu schützen. 

Wir gehen mit Ihnen einig, wenn Sie sagen, dass wir die Klimaziele gerecht umsetzen müssen und wir niemanden abhängen dürfen. In dieser riesigen Transformation, die wir vor uns haben, braucht es Unterstützungsmassnahmen, Rücksichtnahme und Ausnahmen. Und auch uns liegt das lokale Gewerbe am Herzen. Ohne dieses werden wir die Klimaziele sowieso nicht erreichen. Gerade für das Gewerbe sind die momentanen Verzögerungen besonders herausfordernd. Mit dem Ausbleiben konkreter Massnahmen haben diese keine Planungssicherheit und wissen nicht, wo sie wann zu welchen Rahmenbedingungen investieren sollen. 

Deshalb fordern wir: 

  • sofort damit aufzuhören, beschlossene Klimaziele infrage zu stellen. Dies missachtet nicht nur den Volkswillen, sondern sägt an der Glaubwürdigkeit der Wissenschaft. Netto-Null bis 2037 ist schon der grosse Kompromiss zwischen dem, was wir tun müssten und dem, was wir tun können. 

  • keine weitere Verzögerung bei der Veröffentlichung und Umsetzung von Klimamassnahmen. Je länger wir warten, desto schwieriger und einschneidender wird die Umsetzung. 

  • verbindliche Absenkpfade, die auf einem klimagerechten CO2- Budget beruhen, welches eingehalten werden muss. 

  • eine sozial gerechte Umsetzung der Klimaziele. Die Bevölkerung hat kein rein rechnerisches Netto-Null-Ziel angenommen, das nun technokratisch umgesetzt werden kann. Wir haben Klimagerechtigkeit in die Verfassung geschrieben: Ein gerechter Wandel hin zur Klimaneutralität mit sozialen Leitplanken. 

  • klimaschädliche Infrastrukturprojekte wie den Rheintunnel nicht mehr zu unterstützen. Wir werden 2037 klimaneutral sein und 2040 einen neuen Autobahntunnel eröffnen. Das zeugt auch von fehlendem Krisenbewusstsein. 

  • die unmissverständliche Anerkennung, dass Basel keine Insel ist und unsere klimapolitische Verantwortung nicht an der Kantonsgrenze halt macht. Basel muss die grauen Emissionen ebenfalls reduzieren sowie die erwarteten OECD- Mehreinnahmen massiv in den Klimaschutz investieren. 

  • dass Sie, Herr Cramer, nun endlich loslegen. Damit die Klimaloggi unter Ihnen nicht zum klimapolitischen Schnägg verkommt. 

Lieber Herr Cramer

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Unterzeichnende:

Gionata Buzzi (jgb), Clara Bürge (jgb), Miro Zehnder (jgb), Benjamin Rytz (jgb), Fina Girard (Grossätin jgb), Anouk Feurer (Grossrätin jgb), Laurin Hoppler (Grossrat jgb), Aurel Schmidlin (jgb), Marit Fuchs (jgb), Elia Simonett (jgb), Linus Dörflinger (jgb), Noah Weber (jgb), Tonja Zürcher (BastA!), Elisha Schneider (Grüne Basel-Stadt), Tobias Bisang, Laurent Schüpbach (Basel2030/ BastA!), Beatrice Feurer, Atilla Toptas (Grüne Basel-Stadt), Netty Fabian (Klimalokalgruppe 4054/55), Jo Vergeat, Sabine Buergin (Grüne), Alina Hoch, Kaspar Von Grünigen (Grüne), Nathalie Martin (Grüne), Simone Rudiger, Doris Hunziker (Ökostadtrat), Alfred Kaufmann, Simon Trüb, Evelyn Frischknecht (Grüne), Joël Lier, Annika Salmi, Christine Wegmann (Grüne Basel-Stadt), Benjamin van Vulpen (GRÜNE Basel-Stadt), Dominic Eicher, Susanna Berger-Steele, Raffaela Hanauer (Grüne Basel-Stadt), Salome Fonseca, Charlotte Fischer, Martin Föhn, Andrea Fischer, Damian Breitenstein, Alina Marlen Meier, Freddy Siegenthaler, Birgit Brandt (Grüne Basel-Stadt), Angela Schwartz, Giovanna Di Pietro, Laura Schwab (Grüne Basel-Stadt), Vera Simons, Anita Imhof (Grüne Basel-Stadt), Domenica Ott (Basel 2030), Dominik Ruprecht, Fiona Imboden, Karin Smith-Paulsmeier (parteilos), Lukas Egli, Saskia Haas, Axel Schubert (KlimaVerantwortungJetzt.ch), Emélie Dunn (Grüne Basel-Stadt), Lucas Linder (parteilos, Basel2030), Isabelle Schmeling, Felix Mihatsch, Felix Güthe (BastA!), Pia Lachmann, Noemi Scheurer, David Metzger, Hanna Mihatsch, Günter Hipler, Yvonne Schmidt, Ramon Hofer, Roman Künzler (Unia), Nora Zürcher, Mira Bleuler, Rita Schiavi (Klimaseniorinnen Basel), Ronni Buser (Grüne Basel-Stadt), Shepherd Mead, Beatrix Roth, Jan-Kristof Nemeth (Grüne Basel-Stadt), Louis Forstner, Luzian Jenny Kamermans, Pierre Kappler, Janina Koelbing, Harald Friedl (Grossrat), Olivier Christe, Jacqueline Weber, Adrienne Crettenand, Ramona Warszawski, Sara Da Costa Ferreira, Remigius Koelbing, Philippe Hess, Juli Poltera, Maya Bosshard, Laura Tognetti, Hélène Chassin, Daniel Regenass, Juliette Wyss, Leo Rüdisühli, Daniela Kohler, Cristian Martucci, Ella Mihatsch, Peter Würmli, Cyrill Kaderli, Gian Nicola Philipp, Anatol Bosshard, Fleur Weibel (Grüne Basel-Stadt), Lukian Yakushev, Dorian Sari, Patrick Hetzel (AG Nachhaltigkeit Kinderärzte Schweiz, parteilos), Oliver Thommen (Lokiführer-Enkel), Samuel Strub, Anna-Birgit Keller, Fabio Sonego, Angus Duffy (JUSO Basel-Stadt), David Portmann (JUSO Basel-Stadt), Annebeth Häusermann, Ani Finance, Reto von Arx (parteilos), Salomé Rytz, Leon Wyttenbach, Géraldine Honauer (Artist), Matti Kamermans, Dagmar Vergeat (Grüne), Noemi Erig, Egidius Streiff, Rafael Lutter (BravoVelo), Christian Knörr, Jenny Grandjean, Barbara Skorupinski, Andrea Giovanni Käppeli, Michael Büttler, Björn Slawik (Grünesuperblocks Basel), Florian Eckert, Christian Fischer, Nils Gelzer, Anna Gisler, Alexander Reder, Tanja Liebschwager, Rea Hoppler, Gwendolin Studer, Mariana Doughty, Pascale Gerfin-Ziegler, Siona Gruber, Etienne Moosbrugger, Joelle Pasquier, Aidan Weber (Junge Grüne), Julia Zehrt, Inka ter Haar, Beatrice Diallo, Fynn Windisch, Lineli Eileen Boser, Barbara Ellenberger, Julia Schwarz, Noah Beeler, Ursula Ernst, Susan Lüthi, Cedric Kegreiss, Sabine Mehring, Leon Bürgin (JUSO Basel-Stadt), Leon Bürgin, Pauline Lutz, Benedikt Domeyer, Svenja Stauffer, Heiko Schiller, Julian Schmidlin, Simon Meyer, Helma Pöppel, Dora Engler, Christian Weyrich, Myriam Weyrich, Marcel Schmid, Ursula Henke, Raymond Dettwiler, Ricardo Páramo, Sarah Simmen, Andrea Ramisberger, Madlen Portmann, Joris Fricker (JUSO Basel-Stadt), Boos Ruben, Brigitte Schneider Grimm, Livia Benedict, Nadja Solari, Wiebke Egli, Maja Nidecker, Lea Wirz, Marco Meeuwse, Paula Casutt, Dirk Lohaus, Carlotta Thrier (JUSO Basel-Stadt), Philipp Selzer, Uta Ruscher, Tamara Birchler, Sean Völlmin, Sharon Leitner, Eva Kuhn, Lydia Meyer